JAMES-Studie: Jugendliche & digitale Mediennutzung

JAMES-Studie steht für Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Alle zwei Jahre befragt die ZHAW im Auftrag der Swisscom über 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren zu ihren Freizeitbeschäftigungen und dem Umgang mit digitalen Medien. Vertiefte Einblicke gibt die im Folgejahr durchgeführte JAMESfocus Studie.

JAMES-Studie 2022 und JAMESfocus Studien 2023

Die JAMES-Studie 2022 zeigt, dass Jugendliche zwar weniger, aber dafür qualitativ hochwertigere Freundschaften pflegen als noch vor zehn Jahren. Bei der Nutzung sozialer Netzwerke setzen Mädchen die Trends. Sie steigen früher bei neuen sozialen Netzwerken ein als Jungs. Die gamen dafür häufiger. Problematisch ist, dass Jugendliche beim Datenschutz nachlässiger werden und dass sexuelle Belästigungen zugenommen haben. Die JAMESfocus Studie widmet sich dem Thema, dass das Erlernen einer selbstbestimmten und kompetenten Mediennutzung eine wichtige Entwicklungsaufgabe von Jugendlichen ist – als Basis für das Gelingen weiterer Entwicklungsaufgaben.

In der Freizeit mit Freunden unterwegs sein oder sich alleine erholen

Durchschnittlich pflegen Schweizer Jugendliche fünf beständige Freundschaften – mehrheitlich mit dem gleichen Geschlecht. Über zwei Drittel treffen sich mehrmals pro Woche mit ihren Freundinnen und Freunden. Gemeinsam wird am liebsten Sport getrieben, etwas unternommen, draussen Zeit verbracht, gegessen oder getrunken und es werden Gespräche geführt.

Sind Schweizer Jugendliche in ihrer Freizeit alleine, ruhen sie sich aus, tun nichts, konsumieren Filme, Serien oder Games, treiben Sport und hören oder machen Musik.

Streaming-Abos, Smartphones, Computer in Schweizer Haushalten

In fast neun von zehn Schweizer Haushalten gehört ein Film- und Serien-Streaming-Abo inzwischen zur Grundausstattung. 99% der Jugendlichen besitzen ein eigenes Smartphone, drei Viertel sogar einen eigenen Computer oder Laptop.
An Wochentagen sind Schweizer Jugendliche rund drei Stunden am Smartphone, am Wochenende sogar rund vier Stunden. Am häufigsten wird in den sozialen Netzwerken gescrollt und über Messenger-Dienste kommuniziert – vor allem mit WhatsApp. Es werden aber auch Videos geschaut, Musik gehört, im Internet gesurft. Und vor allem Jungs spielen häufig Gratis-Games. Die am meisten genutzten sozialen Netzwerke sind Instagram, TikTok, Snapchat und YouTube. Vor allem TikTok hat an Bedeutung gewonnen. Am häufigsten werden die Beiträge anderer angeschaut oder gelikt und via Chatfunktion persönliche Nachrichten verschickt. Eigene Beiträge werden seltener gepostet und wenn, dann meist nur für eine ausgewählte Gruppe sichtbar oder zeitlich limitiert.
Sexuelle Belästigungen haben zugenommen. Drei von fünf Mädchen und einer von drei Jungen wurden schon online mit sexuell konnotierten Nachrichten kontaktiert. Rund die Hälfte der Mädchen wurde schon von einer fremden Person aufgefordert, erotische Fotos von sich zu schicken und zwei von fünf Jugendlichen erzählen, dass schon einmal Falsches oder Beleidigendes über sie in Chats verbreitet wurde.
Die Grafik zeigt die wichtigsten Erkenntnisse der Schweizer JAMES Studie zum Freizeitverhalten und zur Mediennutzung Jugendlicher auf.

Selbstbestimmte Mediennutzung als wichtige Entwicklungsaufgabe im Jugendalter

Spätestens ab der Sekundarstufe besitzen fast alle Schweizer Jugendlichen ein eigenes Smartphone. Die Heranwachsenden müssen einen selbstbestimmten, kompetenten und bereichernden Umgang mit den Möglichkeiten des digitalen Raums erlernen. Studien haben gezeigt, dass ein gelingender Medienumgang die Bewältigung anderer Entwicklungsaufgaben unterstützt. So kann die Informationssuche im Internet helfen, eigene Interessen zu entwickeln. Die Nutzung sozialer Netzwerke kann beim Aufbau von Freundschaften eine Rolle spielen. Und digitale Medien können bei der Entwicklung von Autonomie wichtig sein.
Ob eine Entwicklungsaufgabe erfolgreich bewältigt wird, hängt unter anderem von sogenannten personalen, familiären und sozialen Ressourcen ab. Zu den personalen gehören individuelle Eigenschaften wie Intelligenz oder Selbstwert, bei den familiären handelt es sich um die Beziehungs- und Bindungsqualität innerhalb der Familie, bei den sozialen um die Beziehungen zu Gleichaltrigen. Die in der JAMESfocus Studie befragten Schweizer Jugendlichen schätzen ihre familiären und sozialen Ressourcen grundsätzlich hoch ein – fühlen sich also in der Regel gut unterstützt von Eltern und Peergroup. Allerdings fühlen sich Jugendliche mit Migrationshintergrund weniger von der Familie unterstützt und weniger gut integriert in der Schule und im Freundeskreis.
Das Bild zeigt eine Schulszene mit Jugendlichen beim Lernen mit HP Laptops.

Tipps für Eltern und Schulen…

…wie sie Jugendliche bei der Entwicklung eines selbstbestimmten, kompetenten und bedürfnisgerechten Medienumgangs unterstützen können. (Quelle: Swisscom JAMESfocus Studie 2023)
  • Einen massvollen Umgang mit Handy, Videospielen oder dem Internet zu entwickeln, ist wichtig, bedeutet aber nicht für alle Menschen dasselbe. Helfen Sie Ihren Kindern, die individuelle Balance zu finden.
  • Sinnvoll genutzt, können Medien dabei helfen, die Herausforderungen der Jugendjahre zu meistern. Aufbau und Pflege von Freundschaften, Informationen rund um Schule und Beruf, Antworten zu eigenen Unsicherheiten im Internet – Medien erfüllen viele Zwecke, die das Erwachsenwerden unterstützen.
  • Obwohl im Jugendalter die Peergruppe immer wichtiger wird, bleibt eine gute Eltern-Kind-Beziehung zentral. Zeigen Sie weiterhin Interesse an den (Medien-)Aktivitäten Ihrer Kinder und haben Sie ein offenes Ohr, wenn Jugendliche mit einem Anliegen zu Ihnen kommen – auch wenn der Moment für Sie vielleicht gerade nicht passend ist.
  • Jugendliche machen Erfahrungen mit pornografischen Inhalten und sexueller Onlinekommunikation. Die Auseinandersetzung und Neugierde für die Themen Sexualität und Intimität ist normal und gesund. Die beste Prävention vor negativen Effekten ist, wenn Sexualität und Intimität in der Familie und Schule kein Tabuthema sind und die Jugendlichen dabei unterstützt werden, ein positives und respektvolles Verhältnis zu Sexualität und einen selbstbestimmten Umgang mit den eigenen Grenzen zu entwickeln. Hilfreiche Tipps finden Sie bei Pro Juventute oder Jugend und Medien.
  • Bei Pornografie, Sexting und sexueller Belästigung geht es immer auch um Geschlechterrollenbilder. Wenn Jugendliche lernen, respektvoll mit sich und anderen umzugehen und die Vielfalt möglicher Rollenübernahmen zu schätzen, dann lassen sie sich auch weniger von stereotypen Posen und Inszenierungen beeindrucken. Die nahen erwachsenen Bezugspersonen haben hier eine wichtige Vorbildfunktion.
  • Die schulische Integration ist ein Schutzfaktor und unterstützt die Entwicklung eines massvollen und kompetenten Medienumgangs. Dies kommt insbesondere auch sozial benachteiligten Jugendlichen zugute, die von den Eltern weniger intensiv unterstützt werden können. Die Zusammenarbeit von Eltern und Schule und die gegenseitige Unterstützung stärkt die schulische Integration.
  • Unterstützen Sie ein positives Klassenklima und eine gute Integration einzelner Schülerinnen und Schüler in den Klassenverband. Damit lassen sich auch Fälle von Cybermobbing verhindern.